«Ohne Medikationsplan stockt die Adhärenz»

Interview

 

Prof. Sven Streit, neuer Co-Präsident der IG eMediplan, ist auch Mitglied der Eidgenössische Qualitätskommission EQK. Und damit in einer Schlüsselfunktion, um die Qualität unseres Versorgungssystems zu verbessern. Ein elektronischer Medikationsplan wie der eMediplan kann dabei eine massgebliche Rolle spielen.

 

 

Herr Streit, was verspricht sich die EQK von einer digitalen Anwendung wie dem eMediplan?

Sven Streit: Die EQK hat vom Bundesrat den Auftrag, seine Qualitätsstrategie umzusetzen. Dafür stehen ihr verschiedene Mittel zur Verfügung. Die EQK hat bereits mehrere Projekte unterstützt, in denen auch der eMediplan verwendet wird oder werden soll, zum Beispiel CARA und HYPROM. Wer ein Gesuch für Finanzhilfen einreicht, muss aufzeigen, dass das Projekt einen Patientennutzen haben wird, breit abgestützt ist und ein klarer Handlungsbedarf besteht. Wenn ich an den eMediplan denke, kann er bei allen drei Kriterien einen relevanten Beitrag leisten.

Weshalb wäre es wichtig, dass alle beteiligten Fachpersonen die vollständige, aktuelle Medikation eines Patienten kennen, also zum Beispiel auch die Spitex oder eine Apothekerin?

Als Hausarzt kann ich es mir fast nicht mehr vorstellen, ohne vollständige und aktuelle Medikation mit anderen Partnern in der Grundversorgung zusammenzuarbeiten. Meist geht es ja um komplexere Situationen mit mehreren Medikamenten und Krankheiten. Wenn man hier nur einen Teil der Informationen hat, austauscht oder berücksichtigt, so sind eben auch der Mehrwert für die Patienten, ihre Sicherheit und die Qualität nur teilweise gewährleistet. Denn am meisten profitieren die Patientinnen, wenn sie einen klaren Überblick über ihre täglichen Medikamente haben.

 

Dank des eMediplan sollten sich die Patientinnen und Patienten stärker mit ihrer Medikation beschäftigen und dadurch ihre Adhärenz erhöhen. Ist das der Fall?

Das ist eine Forschungsfrage, die uns laufend beschäftigt. Deshalb ich bin froh, dass der eMediplan bereits in Projekte integriert ist, bei denen es auch um die Adhärenz geht. Persönlich glaube ich, dass die Adhärenz wie eine Kettenreaktion funktioniert: die Krankheit erklären, Therapiemöglichkeiten aufzeigen, über die gewünschten und unerwünschten Wirkungen des verschriebenen Medikaments informieren, anschliessend die Erfahrungen erfragen, ebenso mögliche Probleme und ob das Präparat überhaupt eingenommen wurde. Das klingt alles logisch, aber ohne Medikationsplan wie der eMediplan nimmt man dieser Kettenreaktion einen wichtigen Stein weg und die Adhärenz gerät ins Stocken.

Zurück